Bericht:

Film und Diskussionsabend "10 Milliarden - Wie werden wir alle satt?" am 22.8.2018 in Schönwalde

Foto:Von links nach rechts: Holger Schädlich, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Ostholstein-Lübeck, Prof. Dr. Gerold Rahmen, Leiter des Thünen-Instituts für Ökologischen Landbau. © 2018 BEI-SH // Katharina Desch

Am 22. August 2018 lud das BEI in Kooperation mit der Ev. Kirchengemeinde Schönwalde zum Film- und Diskussionsabend ein. Rund 50 Gäste waren gekommen, um über die Frage zu diskutieren, wie die Weltbevölkerung in Zukunft ernährt werden kann. Als Diskussionsgäste waren dabei Prof. Dr. Gerold Rahmann, Direktor des Thünen-Instituts für Ökologischen Landbau und Holger Schädlich, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Ostholstein-Lübeck.

Schätzungen zufolge wird die Weltbevölkerung bis 2050 auf 10 Milliarden Menschen anwachsen. „16 Milliarden könnten es bis 2100 sein“, so Prof. Rahmann. Da stellt sich die Frage: Wo soll die Nahrung in Zukunft für alle herkommen, wo doch bereits jetzt 800 Millionen Menschen hungern. Regisseur Valentin Thurn, macht sich in seinem Film auf die Suche nach Antworten und besucht Saatgutbanken in Indien, Soja-Plantagen in Mosambik und den Bayer Konzern. Er trifft Nahrungsmittelspekulaten in den USA, besichtigt Laborgärten in Japan und besucht Bäuer*innen in Malawi. Er stellt er Modelle wie Transition Towns, Urban Gardening und die Solidarische Landwirtschaft vor.

Viele der Gäste zeigten sich berührt vom dem Film, der neben vielen Lösungsansätzen auch viele Fragen in Bezug auf die Nachhaltigkeit der heutigen Nahrungsmittelproduktion aufwirft, z.B. nach den zur Neige gehenden Rohstoffen für die Düngemittelproduktion oder der Verunreinigung von Gewässern durch Überdüngung. Schädlich vom Kreisbauernverband sieht hier die schleswig-holsteinische Landwirtschaft  auf einem guten Weg.  „Es hat sich in den letzten Jahren viel getan und mit der kürzlich erlassenen Düngemittelverordnung wird sich die Situation weiter verbessern“, versichert er.

Natürlich wurde auch das Bevölkerungswachstum diskutiert. Die heute produzierten Lebensmittel könnten bei entsprechender Verteilung alle ernähren. Rahmann, der viel internationale Erfahrung hat und auch die Politik berät, sieht hierin tatsächlich das größte Problem: „Das macht mir nicht nur Sorgen, das macht mir Angst“, so Rahmann. Es braucht mehr Bildung, so das Publikum.

Foto: Rund 50 Gäste waren gekommen.
© 2018 BEI-SH // Katharina Desch

Immer wieder wurde auch an die Verantwortung der Konsument*innen appelliert und dabei ein „Weniger an Fleisch“ gefordert. Doch in vielen Ländern steigt die Nachfrage. So zeigt der Film eine Hähnchenmast- und Schlachtanlage in Indien, in der täglich 1 Mio Hähnchen geschlachtet werden. Stolz berichtet ein Mitarbeiter, man sei die Nummer 1 in Indien – einem Land in dem man sich bis vor wenigen Jahren vor allem vegetarisch ernährte. Er hofft, dass die Zahlen weiter steigen. Dies ist beängstigend, doch wer will Indien diesen „Fortschritt“ übel nehmen. Ist vielleicht doch Laborfleisch die Lösung? Oder ist es die Gentechnik, die die Welt ernähren soll? Während der Bauernverband mehr Offenheit für neue Technologien wünscht, ist die überwiegende Meinung der Gäste, dass diese Technologien neben unkalkulierbaren Risiken nur neue Abhängigkeiten schaffen und damit nicht zu einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion beitragen. Auf die Frage, ob die Biolandwirtschaft die Welt ernähren kann, sagt Rahmann ehrlich, dass er dies bei der Bevölkerungsentwicklungen nicht sagen kann.

Fazit:
Das Problem ist extrem komplex ist und es gibt nicht die eine Lösung. Es muss eine Vielfalt an Modellen für die Nahrungsmittelproduktion der Zukunft geben, angepasst an Boden und Klima, an verfügbare Ressourcen, an die Bevölkerung, an urbane und ländliche Regionen.

Und wir alle tragen Verantwortung - die Landwirtschaft, die Politik, die Forschung, die Wirtschaft, und nicht zuletzt wir als Konsument*innen, die wir jeden Tag mit unserem Einkauf entscheiden, in welche Richtung es gehen soll.

Weitere Informationen, Anmeldung und Kontakt:
Katharina Desch (Promotorin für globale Partnerschaften und Entwicklung),
Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e.V. (BEI), Einsatzstelle: Ev. Kirchengemeinde Schönwalde, katharina.desch@bei-sh.org , Tel.: 0152-02304079, www.bei-sh.org/globalepartnerschaften

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