Nachhaltige Geldanlagen in Schleswig-Holstein

Um die Pariser Klimaziele und die Entwicklungsziele der UN zu erreichen, muss Nachhaltigkeit in der globalen Wirtschaft zum Standard werden. Besonderer Bedeutung kommt hierbei dem Finanzsektor zu, der die Finanzinstrumente für die sozio-ökologische Transformation der Wirtschaft bereitstellen und nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster fördern muss. Um einen auf Nachhaltigkeit ausgelegten Finanzsektor zu verwirklichen, muss die Umsteuerung der Finanzströme weg von sozial, ökologisch und ökonomisch bedenklichen Praktiken hin zu einer fairen und zukunftsfähigen Art des Wirtschaftens – in Deutschland sowie international – gelingen. Dies soll durch die Berücksichtigung von ESG-Aspekten, also Umwelt (Environment), Soziales (Social) und gute Unternehmensführung (Governance) bei finanziellen Entscheidungen, auch „sustainable finance“ genannt, realisiert werden.

Der Marktanteil nachhaltiger Geldanlagen in Deutschland entsprach im Jahr 2023 nur 21,8 Prozent¹, d.h. die überwältigende Mehrheit deutscher Gelder fließen noch in Projekte und Unternehmen, die potenziell menschenrechts- und/oder umweltgefährdend agieren. Trotz der Dringlichkeit der Umsteuerung von Finanzströmen sind auf Grund starker Lobbyarbeit rechtlich verbindliche Instrumente für „sustainable finance“ kaum vorhanden. Der Finanzsektor ist sowohl beim deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sowie bei dem kürzlich verabschiedetem Europäischen Gesetz „Corporate Sustainability Due Diligence Directive“ außen vorgelassen. So beziehen sich die bisherigen Versuche der Einflussnahme auf „Empfehlungen zu ethischem Investitionsverhalten“ und setzen auf freiwilliges Verhalten.

In 2020 wurde die EU-Taxonomie verabschiedet, ein EU-weit gültiges System zur Klassifizierung von nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten. Sie soll eine erhöhte Markttransparenz für Anleger*innen schaffen und Investitionen in ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten stärken. So trägt sie dazu bei, in der EU mehr Geld in nachhaltige, klimaschonende Tätigkeiten zu lenken und die Umweltbilanz in Unternehmensberichten sichtbarer zu machen. Jedoch sind Investitionen in höher gewertete Unternehmen weder verpflichtend, noch werden sie in irgendeiner Weise angeregt. Zudem wird der Taxonomie Greenwashing vorgeworfen, da Gas- und Atomkraft unter bestimmten Bedingungen als „grün“ gelten².

Schleswig-Holstein möchte bundesweiter Vorreiter für nachhaltige Finanzanlagen werden und verabschiedete daher im Jahr 2021 das erste Gesetz zur nachhaltigen Geldanlage in Deutschland. Die „Finanzanlagestrategie Nachhaltigkeit für Schleswig-Holstein“ (FINISH) hat verbindliche, gesetzlich geregelte Anlagegrundsätze eingeführt und so landesweit 4,5 Milliarden Euro unter nachhaltige Richtlinien gestellt. FINISH gilt jedoch nur für Anlagen ab einer Million Euro und stellt deshalb nur eines der vielen Puzzleteile dar. Um eine tatsächliche sozio-ökologische Transformation der wirtschaftlichen Aktivitäten zu erzielen, müssen auch die weiteren Finanzströme Schleswig-Holsteins vermehrt an Nachhaltigkeitsaspekte gekoppelt werden. Und genau hier wollen wir ansetzen!

¹ Forum Nachhaltige Geldanlagen Marktbericht 2024, https://fng-marktbericht.org/fileadmin/Marktbericht/2024/FNG-Marktbericht_2024_Online.pdf

² Europäisches Parlament Pressemitteilung 06.07.2022, https://www.europarl.europa.eu/news/de/press-room/20220701IPR34365/taxonomie-keine-einwande-gegen-einstufung-von-gas-und-atomkraft-als-nachhaltig

Unsere Arbeit

Unser Ziel ist, die Rolle des Finanzsektors in der Förderung globaler sozialökologisch ausbeuterischen Praktiken zu beleuchten und das Bewusstsein für nachhaltige Geldanlagen in Schleswig-Holstein zu stärken.

• Informations- und Diskussionsangebote geben einen Einblick in verschiedene Themenschwerpunkte und schärfen den Blick für sozio-ökologische Nachhaltigkeitskriterien
• Eine Messe verschafft den Zugang zu nachhaltigen Finanzdienstleister*innen
• Multiplikator*innen-Schulungen befähigen Interessierte, sich thematisch weiterzubilden

Dies ist ein gemeinsames Projekt von Bündnis Eine Welt-Schleswig-Holstein e.V. und Oikocredit Förderkreis Norddeutschland e.V.. Gefördert durch die BINGO! Umweltlotterie.