Impulse & Podiumsdiskussion: Moorlandschaften und ihre Bedeutung für nachhaltige Entwicklung
Aus der Reihe „SDG auf dem Prüfstand: Moore, Boden, Handelsabkommen“.
Warum sind Moore eigentlich so ein Streitthema? Welche Interessen spielen dabei eine Rolle und was zeigt uns ein globaler Blick auf das Thema Moorlandschaften? Brauchen wir Moore für eine nachhaltige entwicklung im Kontext der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs)? Diesen Fragen sind wir bei unserer Veranstaltung „Vom Streitobjekt zum Klimaretter: Moorlandschaften und ihre Bedeutung für nachhaltige Entwicklung“ am 04.12.2024 im Welcome Center in Kiel auf der Grund gegangen. In Impuslvorträgen und anschließender Podiumsdiskussion mit Expert*innen aus Wissenschaft, Politik, Landwirtschaft und Naturschutz wurden Herausforderungen und Lösungsansätze diskutiert. Im Fokus stand vor allem der Austausch unter Expert*innen, Aufmerksamkeit zum Thema erwecken und Herausforderungen sowie Best Practice von beteiligten Akteur*innen benennen.
Zu Beginn gab Dr. Malin Tiebel (Moderation) einen kurzen Überblick über die Bedeutung der Moore global und in SH. Moore spielen eine Schlüsselrolle für den Klimaschutz und die Biodiversität: Sie speichern CO₂ und Methan effizient im Boden und bieten einen einzigartigen Lebensraum für zahlreiche Arten. Dennoch wurden viele Moorlandschaften für die landwirtschaftliche Nutzung entwässert. Während Klimaschützer*innen eine Wiedervernässung der Moore fordern, stehen Landwirt*innen vor der Herausforderung, ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage zu sichern. Die UN-Nachhaltigkeitsziele stellen einen Handlungsrahmen, vor allemin Bezug auf SDG13: Maßnahmen zum Klimaschutz. SDG13 ist damit zwar das offensichtlichste Ziel beim Thema Moorschutz, sauberes Wasser, saubere Energie und nachhaltige Städte (SDG6, SDG7 und SDG11) spielen bei genauerem Hinschauen eine ebenso große Rolle.
Impulsvorträge
Heinrich Mougin (Vorstand Bauernverband SH und Landwirt) stellte anschließend seine Sicht aus der landwirtschaftlicher Perspektive dar. Daraus wurde vor allem die Schwierigkeit deutlich, wirtschaftliche Sicherung der Landwirt*innen und Maßnahmen zum Moorschutz zu vereinen. Strukturen im globalen Wirtschaftssytem seien zu festgefahren und müssten grundlegend verändert werden.
Als nächsten Impuls referierte Marie Bajohr (Stiftung Naturschutz SH, Projekt Klimafarm) über ein Projektansatz, der genau diese Herausforderungen versucht zu lösen - das Projekt Klimafarm, das aus Paludikulturen Rohstoffe produziert und als Endprodukte verkauft. Die Paludikultur vereint den Moorschutz und Landwirtschaft. Moorboden wird vernässt, mit Grünland bewirtschaftet und die Ernte wird weiterverarbeitet und verkauft, z.B. als Substratplatten, Pilzmycelplatten oder Torfersatzsubstrat. Projekte dieser Art sind zwar noch nicht weit verbreitet, wachsen aber deutschlandweit und stellen eine zukunftsorientierte Möglichkeit dar, landwirtschaftlichen Ertrag und Umweltschutz zu vereinen.
Dr. David Holl (Uni Hamburg, Institut für Bodenkunde) gab Einblicke in die wissenschaftlichen Hintergründe und globalen Zusammenhänge von Mooren und ihrem Schutz. Er erklärte die biologischen Prozesse und appellierte die Wiedervernässung weltweit. Die Erkenntnis aus Wissenschaft ist deutlich: Moore sind exzellente CO2-Speicher, die für die Bekämpfung der Klimakrise quasi unerlässlich sind.
Einordnung und Diskussion
Heinz Klöser (Arbeitskreis Naturschutz, BUND) ordnete mit seiner Expertise die Impulsvorträge ein. Kernaussagen dabei umfassten vor allem die Bedeutung Entscheidungen auf struktureller, politischer Ebene. Dabei sind auch Verbote denkbar. In der anschließenden Diskussion ergänzte Nelly Waldeck (Agrar- und Umweltausschuss SH, Landtagsabgeordnete B90/Grüne) die Referent*innen mit der Perspektive der Landespolitik. Diskutiert wurde v.a. über langwierige Prozesse der strukturellen Entscheidungen, die Einführung von Verboten (etwa von torfangereicherter Blumenerde), der Förderungder Wiedervernässung von Moorflächen und die finanziellen des Landes. Deutlich wurde aber auch die Hoffnung zur Erreichung der Klimaziele mit umfassenden Lösungen und Motivation in der politischen Arbeit, diese anzustoßen und entsprechende Entscheidungen zu treffen.
Fazit
Die Bedeutung und die Interessenskonflikte rundum das Thema Moor und seine Wiedervernässung wurde in jedem Fall deutlich. Während die Thematik in der breiten Bevölkerung eher wenig Aufmerksamkeit findet, wirft sie für Umwelt- und Naturschutz, Landwirt*innen und Politik großen Diskussions- und Handelsbedarf auf. Die Veranstaltung bot Raum für Austausch, Vernetzung und Informationen und machte dabei auch auf globale Auswirkungen und Zusammenhänge aufmerksam.
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